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Zeitreisen I

Anmelden – Buchen - auf Reisen gehen?


Ein frühlingshafter Morgen lacht dich durch das Fenster an. Der Duft von frisch gebrühten Kaffee liegt in der Luft. Entspannt schlägst du die Zeitung auf. Da du es hasst, das Wochenende mit schlechten Nachrichten zu beginnen, überblätterst du die ersten Seiten. Doch dann hältst du plötzlich inne und deine Augen heften sich eine Werbeanzeige, die dir bisher noch nie aufgefallen ist.


Ganz ehrlich: Bei einem derartigen Angebot würde ich in die Versuchung geraten, meine Reisekasse zu plündern. Im vierten Jahrtausend einen Urlaub zu verbringen oder den Sturm auf die Bastille beobachten zu können, ist eine äußerst verlockende Vorstellung.


Wer aber heute den Wunsch hegt, in eine andere Zeit einzutauchen, kann sich leider nicht selber auf Reisen begeben. Es bleibt nur die Möglichkeit ein Buch aufzuschlagen, um mit den Helden der Geschichte eine andere Epoche zu besuchen. Zum Glück haben sich schon viele Autoren am Genre der Zeitreise versucht. Daher besteht kein Mangel an guten Büchern. Wo sonst auch bietet sich einem Schriftsteller die Möglichkeit, einen historischen Stoff mit der Gegenwart zu verknüpfen?

Zwei der bekanntesten Beispiele des Genres dürften Orson Wells Klassiker »Die Zeitmaschine« und Michael Crichtons »Timeline« sein.

Vor einigen Jahren hat auch mich die Idee zu einem Plot gepackt, in dem die Helden der Geschichte ins antike Rom reisen sollten. Nach vielen Stunden intensiver Recherchearbeit und zahlreichen mit Textarbeit angefüllten Nächten ist dann im November 2020 das fertige Buch unter dem Titel »Das Geheimnis der Prophezeiung« erschienen.


Da ich möglichst viel Feedback erhalten wollte, lud ich schon bald nach der Veröffentlichung zu einer Leserunde ein.

Bereits in einer der ersten Rückmeldungen schrieb eine Leserin, dass sie sich wünschte, dass eine Zeitreise, so wie sie beschrieben wurde, wirklich möglich wäre.


Ich weiß nicht, warum die Frau gern in der Zeit reisen würde. Vielleicht war es nur ihr Wunsch, die Ururgroßeltern kennenzulernen. Gut denkbar wäre aber auch, dass sie gern einem wichtigen historischen Ereignis beiwohnen wollte. Egal, die Vorstellung in der Zeit zu reisen, hat schon immer der Fantasie der Menschen Flügel verliehen.

Vielleicht würde aber auch gern jemand den Helden spielen und die Einwohner von Pompeii vor dem verheerenden Vulkanausbruch warnen, der die Stadt 79 n.Chr. unter einer dicken Schicht Bimsstein begrub.

Mindestens genauso spannend würden Science-Fictions-Fans einen Besuch in der Zukunft finden. Wer würde schon nicht gern wissen, wie die Welt in eintausend Jahren aussieht?


Reisebüro Hollywood?


In der Zeit zu reisen, mit Rittern an der Tafel zu sitzen oder mit Robin Hood das Böse zu bekämpfen, Hollywood macht es möglich.

Da erwacht der Held der Geschichte unversehens in einer anderen Zeit, stellt sich auf die Seite der Entrechteten und schon steht dem Abenteuer nichts mehr im Wege.

Doch es gibt ein gewaltige »Aber«, denn so einfach ist das mit den Zeitreisen nicht. Wer von Hollywood Realismus erwartet, wurde bisher noch bei jedem historischen Film enttäuscht. Dabei könnten sich die amerikanischen Filmemacher durchaus eine ordentliche fachliche Beratung leisten. Doch von »Ben Hur« bis hin zu »Quo vadis« sind die Filme eher auf eine möglichst effektvolle Unterhaltung des Publikums ausgerichtet. Dadurch wird leider häufig ein verfälschtes Bild von den historischen Geschehnissen oder dem Leben in der Antike gezeichnet.

Ähnlich verhält es sich oftmals mit Filmen, in denen die Protagonisten in eine andere Zeit reisen. Wer denkt, einfach mal durch die Jahrhunderte spazieren zu können, ginge ein Risiko ein, dass kaum abzuschätzen wäre.


Eine Zeitreise will gut vorbereitet sein, wenn sie nicht in einem Desaster enden soll. Dabei ginge es nicht nur um die Wahl der passenden Kleidung, von der Farbe bis hin zur Unterwäsche, sondern um viel mehr Details.

Ein Zeitreisender, der im dreizehnten Jahrhundert auf einem Marktplatz einen kleinen Schwatz halten möchte, wäre dazu kaum in der Lage. Man müsste nicht einmal bis in die Antike oder in ferne Länder reisen, um ganz schnell festzustellen, dass man gar nicht in der Lage ist, sich mit den Menschen einer anderen Epoche zu verständigen. Die menschliche Sprache entwickelte sich über die Jahrhunderte stetig weiter und das ganz ohne behördliche Vorgaben. Ein Blick in die altdeutsche Fassung des »Nibelungenliedes« offenbart, wie schwer einem Zeitreisenden eine Unterhaltung mit den Menschen jener Zeit fallen würde.


»Man zôch in mit dem vlize - als im daz wol gezam ...«

»Man erzog ihn mit dem Fleiße - wie ihm geziemet war; ...«



Das Textbeispiel zeigt sehr deutlich, mit welche Schwierigkeiten ein Zeitreisender rechnen muss.

Im »Das Geheimnis der Prophezeiung« weiß das »Institut für experimentelle Archäologie« um das Sprachproblem. Daher brachte man von einer ersten Reise Tonaufnahmen mit, die der Vorbereitung des Teams dienten, dass sich auf die Suche nach den Sibyllinischen Büchern machen sollte.

Doch die historische Sprache zu lernen, reicht nicht aus. Der Zeitreisende müsste sich auch in den Gesetzen, den Sitten und Gewohnheiten der Epoche auskennen, die er zu besuchen gedenkt.

Wer auch immer durch die Zeit reist, darf nie vergessen, dass er den Status eines Gastes innehat. Er wird es sein, der sich auf die Gepflogenheiten eines anderen Zeitalters einlassen und entsprechend anpassen muss. Heute nennt man diese Leistung Integration.

Zeitreisende sollten sich stets dessen bewusst sein, dass ihre Ansichten, in anderen Zeiten kaum geteilt werden. Auch was die Lebensformen oder die Würde des Menschen betrifft.


Die frühestens Wurzeln der Menschenrechte finden sich zwar schon in der griechischen Antike, doch der Wert des Lebens wurde viel geringer eingeschätzt, als dies heute der Fall ist.

Was uns selbstverständlich scheint, haben die Menschen vor eintausend Jahren oftmals viel anders gesehen. Das gilt für die Stellung der Frau im Mittelalter, wie auch für die im Römischen Reich vorherrschende Einstellung zur Sklaverei.

Das Schicksal der Unfreien war zwar nur schwer zu ertragen, aber wir dürfen dabei den Blick für die Realität nicht aus den Augen verlieren. Freigelassene Sklaven scheuten sich keineswegs, selber ›Sprechende Werkzeuge‹ zu kaufen, wenn sie erst einmal zu Geld gekommen waren.

Wer sich auf Zeitreise begeben will, um moderne Ansichten zu verbreiten, sollte besser zu Hause bleiben. Die Scheiterhaufen der Inquisition würden auch für Gäste aus der Gegenwart zu heiß und zu stickig sein.


Ein weiteres Problem würde sich bei der Ernährung ergeben. Noch heute ist es wenig ratsam, in Städten wie Peking oder Neu-Dehli sein Mittagessen am Imbissstand zu verzehren. Eine Durchfallerkrankung ist in den meisten Fällen ziemlich lästig und kann den schönsten Urlaub verderben. Nicht viel anders würde es einem Reisenden in der Antike ergehen.


Schon an diesen Beispielen wird ersichtlich, dass eine Zeitreise kein Unternehmen ist, dass man kurzentschlossen in die Tat umsetzen kann. Sollte hingegen jemand rein zufällig im Mittelalter stranden, würde ich nicht mit ihm tauschen wollen.


Dennoch die Vorstellung, sich durch die Zeit zu bewegen, übt auf uns eine schon fast magische Anziehungskraft aus.

Doch der Wunsch, durch die Jahrtausende zu pilgern, ist bisher ein unerfüllbarer Traum geblieben, eine Vision, von der niemand weiß, ob sie sich jemals erfüllen wird.


Reisen in der Zeit – Chancen einer Fiction.


Mit der allgemeinen Relativitätstheorie leistete Albert Einstein, den vielleicht wichtigsten Beitrag, zum besseren Verständnis von Raum und Zeit. Doch der Genius stellte damit auch klar, dass Zeitreisen zwar möglich sind, diese aber nur in die Zukunft führen können. Wer sich also auf den Weg ins nächste Jahrhundert macht, träfe damit eine unumkehrbare Entscheidung.


Gleichwohl ist es uns auch außerhalb der Archäologie möglich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.

Wer in einer sternklaren Nacht die blinkenden Fixsterne betrachtet, weiß, dass er das Flackern einer weitentfernten Sonne sieht. Da im Universum gewaltige Entfernungen zu überwinden sind, benötigt auch das Licht oftmals viele Jahre, bevor es die Erde erreicht. Dem Reisewilligen aber, der auf eine Unterhaltung mit Martin Luther hofft, ist damit nicht gedient.


Immerhin scheint aber einer Reise in die Zukunft nichts im Wege zu stehen. Dafür müssten jedoch Raumschiffe gebaut werden, mit denen man nahezu Lichtgeschwindigkeit erreichen kann. Während einer solchen Reise verginge für die Raumfahrer die Zeit wesentlich langsamer als für jene Menschen, die auf der Erde zurückbleiben. Dieser Effekt wird Zeitdilatation genannt.


Für eine Reise in die Zukunft müsste das Raumschiff bis knapp unter die Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Dauert die Reise lang genug, würde unsere Astronauten bei ihrer Rückkehr niemanden mehr antreffen, der ihre Abreise erlebt hat.



Die Zeitdilatation wurde im Hafele-Keating-Experiment nachgewiesen. Um möglichst genaue Ergebnisse zu erzielen, wurden für die Zeitmessungen Atomuhren genutzt.





Die Reise in die Zukunft gleicht einer Einbahnstraße und eine Rückreise ist nicht möglich. Wer also einen Flug ins nächste Jahrtausend buchen möchte, sollte seinen Nachfahren besser eine Notiz hinterlassen, damit sich diese auf den dauerhaften Aufenthalt des Urahns vorbereiten können.


Seit einigen Jahren gibt es aber den Denkansatz, auch Reisen möglich zu machen, die in die Vergangenheit führen. Dazu wäre es notwendig, in der Gegenwart eine für Zeitreisen entwickelte Apparatur zu installieren. In späteren Jahren könnte man dann bis zu dem Zeitpunkt zurückreisen, an dem dieses Gerät in Betrieb genommen wurde. Es wäre aber nicht möglich über diesen Punkt hinaus, noch weiter in die Vergangenheit zu reisen.


Zugegeben, mit dieser Art Zeitmaschine wären die Wissenschaftler des »Instituts für experimentelle Archäologie« niemals ins Jahr 83 v. Chr. gelangt. Für eine Reise in die Antike bedarf es also anderer Lösungen.


Zeitreisen – Traum oder Albtraum?


Ob es jemals möglich sein wird, nach Karthago oder dem biblischen Ninive zu reisen, bleibt fraglich.


Im nächsten Blogbeitrag werden wir uns ansehen, warum wir noch nie jemanden begegnet sind, der aus der Zukunft kommend dem 21. Jahrhundert einen Besuch abstattet. Dann werden wir auch der Frage nachgehen, welche Auswirkungen Zeitreisen mit sich bringen würden.


Bis dahin könnt ihr noch gern meine Homepage durchstöbern oder »Das Geheimnis der Prophezeiung« aufschlagen und auf Zeitreise gehen.

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Zwischenzeiten

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