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Menschenopfer III


Erlösung? – Das Christentum und die Menschenopfer.

Die Ansicht, dass mit dem Erstarken des Christentums die Menschenopfer verschwanden, ist weit verbreitet. Doch einer kritischen Betrachtung hält diese Annahme nicht stand.


Schon die oft geäußerte Feststellung, dass die Gladiatorenspiele der Römer aufgrund der humanistischen Einstellung des Christentums endeten, darf angezweifelt werden. Zwar erließ Kaiser Valentinian im Jahr 365 n. Chr. das Verbot, Christen zum Kampf in der Arena zu verurteilen, doch erst zu Beginn des 5. Jahrhunderts wurden die Spiele grundsätzlich untersagt. Dies erfolgte aber vor allem, weil die im Amphitheater demonstrierte Tugend des stoisch hingenommenen Todes, nicht ins Weltbild der neuen Religion passte.


Unzweifelhaft endete mit dem Christentum in Europa aber die Praxis der rituellen Menschenopfer.

Das allein bedeutet jedoch nicht, dass dem christlichen Glauben keine Opfer dargebracht wurden. Im Zuge der Zwangschristianisierung, etwa während der Sachsenkriege Karl des Großen oder in Prußen, wo der Deutsche Orden das Christentum mit Zwangsmaßnahmen verbreitet hat, kam es zu furchtbaren Gewaltexzessen.


Auch im Verlauf der Conquista war es oftmals üblich, die Christianisierung der indigenen Bevölkerung unter Anwendung von Gewalt durchgesetzt. Ersichtlich wird das besonders am tragischen Tod Atahualpas, dem letzten Inkaherrscher. Zwar ging es den Spaniern bei ihren Eroberungsfeldzügen vor allem um Macht, Landgewinn und Beute, doch als dem Inka aus eben diesen Gründen ein Scheinprozess gemacht wurde, lautete einer der Anklagepunkte ›Götzendienerei‹.

Aus Sicht der Konquistadoren war dieser Frevel durchaus gegeben, aber eben auch ein willkommener Vorwand, um dem Prozess einen Anstrich von Legitimität zu verleihen.

Wie in solchen Fällen üblich stand das Todesurteil von Beginn an fest und die Spanier hätten den Inka auch ohne Gerichtsverhandlung hinrichten können.

Doch dann stellten sie Atahualpa vor eine schwierige Wahl. Entweder er würde auf dem Scheiterhaufen enden oder er ließe sich taufen und konnte auf eine weniger schmerzhafte Urteilsvollstreckung hoffen. Mit dieser Erpressung folgten die Spanier dem missionarischen Eifer, der zur damaligen Zeit üblich war. Ein Mord schien nicht so schlimm zu sein, wenn man dabei noch etwas Gutes tat und einen Heiden zum rechten Glauben bekehrte.


Menschenleben einzusetzen, war auch bei der Besetzung heiliger Stätten eine gängige Praxis, wie etwa bei den Kreuzzügen ins Morgenland.








Kreuzritter – Sie zogen für ihr Seelenheil, für die Kirche und ihren Glauben in den Krieg.












Bei dieser Thematik darf aber keinesfalls übersehen werden, dass die weitaus meisten Kreuzzüge Ziele verfolgten, die in Europa lagen. Besonders betroffen waren, neben slawischen Gebieten, vor allem die Katharer, die mit ihrem angeblich abweichenden Glauben den Zorn des Vatikans auf sich gezogen hatten.

Nicht anders erging es den Hussiten, die sich fünf dieser Feldzüge ausgesetzt sahen. Dabei war es ausgerechnet der namensgebende Jan Hus gewesen, der sich gegen die Praxis der Kreuzzüge gewandt hatte.


Da der Vatikan über keine ausreichende militärische Hausmacht verfügte, nutzten die Päpste nur zu gern die Frömmigkeit der Menschen, um sie für bewaffnete Unternehmungen zu gewinnen. Mit dem Versprechen, dass alle Sünden vergeben wurden, gelang es der katholischen Kirche über Jahrhunderte hinweg, immer wieder die europäische Ritterschaft und deren Gefolge zu mobilisieren.


Doch auch wenn es während der Kreuzzüge zu keinen rituellen Menschenopfern gekommen ist, sind in deren Verlauf unzählige Menschen dahin gemetzelt worden.


Die im Mittelalter ausufernde Hexenverfolgung und die Verbrennung sogenannter Ketzer darf an dieser Stelle keinesfalls unerwähnt bleiben.


Somit hatte sich zwar mit dem Christentum die Form der Menschenopfer geändert, doch Menschen aus religiöser Motivation sterben zu lassen, war der Kirche nicht fremd.







Der Kreuztod von Jesus darf auch aus dem Blickwinkel der Menschenopfer betrachtet werden.









Anders verlief die Geschichte in Afrika, wo dem Königreich Dahomey nachgesagt wird, noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts Menschen geopfert zu haben. Letztmalig soll dies der Fall gewesen sein, als sich die gefürchteten Agooji-Kriegerinnen der französischen Invasion entgegenstellten.


Heute werden von staatlichen Stellen religiös motivierte Menschenopfer als Mord eingestuft. Die Anhänger der meisten paganer Götterkulte verzichten aber ohnehin schon seit vielen Jahrhunderten auf eine derartige Praxis.







Die Maya bringen heutzutage ihren Gottheiten Ersatzopfer dar.







Auch in Europa und Deutschland lehnen die Gläubigen des Neuheidentums Menschenopfer ab. Stattdessen werden bevorzugt Blumen-, Speise- und Rauchopfer dargebracht.


Von Gotteskriegern und modernen Götzen


Im westlichen Kulturkreis gelten Menschenopfer schon seit Jahrhunderten als barbarische und vor allem heidnische Praxis. Allerdings werden dabei einige ganz wesentliche Punkte nicht beim Namen genannt werden.


Der Selbstmordattentäter, der sich unter »Allahu Akbar«-Rufen in die Luft sprengt, macht im Ergebnis seiner Tat nichts anderes, als seiner Religion Menschenopfer darzubringen.

Was für die Kreuzritter des Mittelalters gilt, die bereit waren, für ihren Glauben zu töten und zu sterben, kann bei den islamischen Gotteskriegern des IS nicht anders bewertet werden. Das wird vor allem am Beispiel der Priestermorde deutlich, wie sie in Frankreich geschehen sind.


Somit bleibt festzustellen, dass Religionskriege, die übrigens eine Eigenheit monotheistischer Religionen sind, unverändert zum globalen Alltag gehören. Al-Qaida oder Boko Haram führen noch heute religiös motivierte Kriege. Um dies zu verstehen, muss man sich nur die Mühe machen, den Kämpfern dieser Organisationen genau zuhören.

Die Taliban, auch wenn das kaum jemand offen sagte, führten nach eigener Lesart einen Heiligen Krieg, der sich gegen die Ungläubigen richtete, die in ihr Land gekommen waren.


Somit scheint sich der Kreis der Menschenopfer zu schließen, der von den paganen Kulten des Altertums bis zu den zwei größten Buchreligionen der Weltgeschichte reicht.


Doch eine Lücke gibt es noch, denn es müssen nicht unbedingt religiöse Gründe sein, die dazu führen, dass Menschen geopfert werden.


Seit Alters her, und daran hat sich in der Moderne nichts geändert, werden Menschen auch für weltliche Interessen geopfert. Dabei ist es völlig unerheblich, ob die Leidtragenden in Afghanistan, im Irak, der Ukraine oder in einem anderen Konflikt zu beklagen sind.


Der im Jahr 2003 von den USA vom Zaun gebrochene völkerrechtswidrige Angriffskrieg, ist diesbezüglich ein entlarvendes Beispiel.

Der schnell aus dem Boden gestampften »Koalition der Willigen« hatten sich neben den USA, Australien und Großbritannien zahlreiche EU-Staaten angeschlossen, die für den von ihnen begangenen Bruch des Völkerrechts keinerlei Folgen zu befürchten hatten.

Die unheilige Saat, die damals in den Boden gebracht wurde, ging letztendlich im Februar 2022 auf, als Russland in die Ukraine einfiel, die sich ihrerseits 2003 in die »Koalition der Willigen« eingereiht hatte.

Natürlich verschleiern die Mächtigen dieser Welt ihre Absichten nur zu gern und daher auf »False Flags« zurück, wenn sie für ihre Interessen das Leben anderer Menschen riskieren.





Die Liste der Länder, die in den letzten zwanzig Jahren völkerrechtswidrig angegriffen wurden und werden, ist lang - Irak, Libyen, Syrien, Ukraine ...

Länger ist nur die Liste der Täter.







Den Toten wird es herzlich egal sein, ob sie einem Gott als Gabe dargebracht werden oder auf dem Altar anderer Interessen.

Die paganen Gottheiten verlangen schon längst nicht mehr nach menschlichem Blut, doch den Götzen, die wir Geld, Macht und Einfluss nennen, werden weiterhin unzählige Menschen geopfert.


Betrachtet man das Thema nicht nur aus religiöser Sicht, ist die Ernüchterung groß und zum Hochmut gibt es wahrhaftig keinen Grund. Vielmehr wären die weltlichen Herrscher gut beraten, dem Pfad der paganen Kulte zu folgen und der Opferung von Menschen für immer abzuschwören.

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